Samstag, 30. November 2013

Sunday Update #1

Nach dem letzten - eher unliebsamen - Post starte ich für heute nochmal einen zweiten Anlauf. Ich habe vor, neben den Sammelsuriuen  (von denen bald mal wieder eins fällig wäre) eine zweite Art Kategorie einzuführen. Meine Sunday Updates versuche ich wöchentlich zu posten. Meistens werden sie nur aus Kleinigkeiten bestehen, die mich gefreut haben, inspiriert oder schlichtweg genervt. Ich würde allerdings gerne eure Meinung dazu hören. Mittlerweile habe ich ja mitgekriegt, dass Kommentare hinterlassen nicht so das Ding der meisten meiner Leser ist. Schreibt mir eine Nachricht, Generation Facebook/Whatapp, und lasst mich wissen, was ihr davon haltet. Es ist zwar immer noch mein Blog, mit dem ich machen kann, was ich will, aber ich schreibe ja trotzdem nicht nur für mich, sondern auch für euch.
Es folgt also Sunday Update #1


Gesehen: The Hunger Games (Die Tribute von Panem) Teil 2 - Catching Fire. Romanverfilmungen verbinde ich merkwürdigerweise immer mit Mädchen-Kitschfilmen. Kommt mir jetzt nicht mit Herr der Ringe oder Harry Potter oder sowas. Ich weiß, dass das keine Mädchen-Kitschfilme sind. Meine Gedanken gehen eher in Richtung Nikolas-Sparks-Romane. Catching Fire kommt zwar nicht an Filme wie Harry Potter ran, ist aber trotzdem extrem sehenswert. So sehr, dass ich ihn an zwei Tagen hintereinander im Kino gesessen habe und trotzdem jedesmal aufs Neue zusammengezuckt bin. Ein Film zum Mitfiebern und wirklich nicht nur was für Mädelsabende! Die ersten beiden Tribute von Panem-Bücher fand ich ziemlich gut, das dritte hätte ich am liebsten zerschreddert. Es hat mich deprimiert. Susan Collins hätte meiner Meinung nach nach den ersten beiden Büchern aufhören sollen. Trotzdem hab ich bis zum Ende durchgehalten und weitergelesen. Und trotzdem ist es jetzt unfair, wieder ein Jahr oder länger auf den nächsten und letzten Teil warten zu müssen.

Gefreut: habe ich mich über meinen neuen Heater. Melanie hat mir ein Heizgerät für mein Zimmer gekauft. Endlich kann ich mit nackten Füßen auf meinem Bett sitzen, Tee trinken und lesen ohne das Gefühl zu haben, erfrieren zu müssen. Mein Heater schützt mich vor Frostbeulen und lässt mein Zimmer zu einer  echten Anlaufstelle werden. Und dabei ist er nicht mal laut und passt sogar ganz hervorragend zu den restlichen Möbeln in meinem Zimmer. Mein Heater hat mich diese Woche definitiv glücklich gemacht.

Geärgert: habe ich mich über mich selbst. Mal wieder. Es verbleiben 24 Stunden bis zur Abgabe meines Spanisch-Projekts und mein Hefter (mit den Anforderungen zum Plakat) macht sich ein gemütliches Adventswochenende in meinem Spind. Vielmehr liegt das Scheitern meines Projekts allerdings an mir. Ich habe nämlich absolut keine Lust, nach einer Woche Ferien jetzt was für die Schule zu tun. Nicht mal für Spanisch.

Gekauft: einen Samsung F90 Camcorder. Ich habe mich ein bisschen belesen und bin zu dem Entschluss gekommen, dass dieses Modell wie für mich gemacht ist: robust und mit einer primitiven Bedienung. Perfekt für Technikhorsts wie mich. Bald werde ich also hoffentlich ganz fleißig am Videosdrehen sein.- Sofern das denn überhaupt was für mich ist.

Auf dem Plan: Girls Soccer Conditioning beginnt am Dienstag. Soll also heißen, dass bis Mitte Januar jeden Dienstag und Donnerstag eine Stunde Ausdauerlauf nach der Schule angesagt sind. Mal sehen, wie sich das mit meinem Asthma verträgt. Darauf schiebe ich zumindest immer meine eher mittelmäßige Kondition. Ich freue mich da jedenfalls absolut drauf, die Mädchen im Team scheinen durchweg nett zu sein und ich hege ja immer noch die Hoffnung, dass das härter werdende Training die Pfunde langsam mal purzeln lässt ;)

Vorsatz: mehr Briefe schreiben. Die Liste meiner Vorsätze ist unheimlich lang. Angefangen bei endlich mal sämtliche Facebook-Nachrichten zu beantworten, bis hin zu dem Punkt "gesünder essen", der auf dieser Liste schon seit ungefähr 5 Jahren darauf wartet, abgehakt zu werden. Mittlerweile könnte ich wahrscheinlich ein Buch über die Regeln gesunder Ernährung schreiben und wie man gesund (!) abnehmen kann. Die Umsetzung ist nur leider so viel schwerer. Mein Vorsatz für diese Woche ist allerdings, endlich mal wieder ein paar Briefe zu schreiben. Vielleicht sogar schon erste Weihnachtskarten zu versenden. Nichts ist schöner, als ein paar liebgemeinte Zeilen im Postkasten vorzufinden. Und ich spreche vom realen Postkasten. Der der bei euch am Gartentor hängt. Nicht vom email-Posteingang. Oder noch besser der Whatsapp-Gruppennachricht. Oder (mein Favorit:) dem Facebook-Post, in dem man seine 50 Liebsten verlinkt und ihnen eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit wünscht, wie sehr man sie doch alle gleichermaßen vermisst und dass man an sie denkt. Genau, an alle 50 gleichzeitig. Kann ich leider gar nicht ab, sorry. Immer so ein Rumgehate in meinem Blog. Wie auch immer.  Diese Woche steht alles ganz unter dem Motto Weihnachts-Werkstatt. Erfolg ist nicht unbedingt abzusehen.

Unwort der Woche: sixth. Also wie in sechster Dezember. Ich kann das leider absolut nicht aussprechen. Sowieso macht mir das th in letzter Zeit ein bisschen Probleme und ich fühle mich in die Grundschulzeit zurückversetzt, als wir das th-Sprechen noch mithilfe von Lollis gelernt haben, die wir mit der Zungenspitze berühren sollten, wenn wir ein th machten.

Wishlist: Hunter Boots. Am liebsten diese hier. In einer Größe 8 oder 9 am besten, damit die dicken Kuschelstrümpfe noch reinpassen. Gummistiefel brauche ich in Georgia wahrscheinlich im Leben nicht, aber diese Stiefel sind so viel mehr als nur Retter vor Erkältungen und kalten Füßen bei Regen.. :)

Black Friday

Ferien sind immer viel zu kurz. Ich habe mich ewig auf meine mickrige Woche Auszeit gefreut und ehe man sich's versieht, ist sie schon wieder rum. Und jetzt sitze ich da und stelle fest, dass ich ein Spanisch-Projekt zu Montag habe. Es mangelt mir an kreativen Ideen, Fotos und vor allem Papier. Letzteres ist mein größtes Problem, den Rest könnte man ja wahrscheinlich improvisieren.
So viel zu dem, was gerade in meinem Leben vorgeht. Langweilig oder? Meinen Morgen habe ich mit Online-Shopping verbracht. Gestern war Black Friday. Direkt nach Thanksgiving, dem Tag, an dem man dankbar ist für alles, was man hat, stürmen die Amis in die Geschäfte und nehmen alles mit, was geht. Am Black Friday verscherbeln die Stores einen Teil ihrer Produkte zu unfassbar geringen Preisen. Alles natürlich mit Strategie, denn wenn diese reduzierten Produkte vergriffen sind, dann sagt man sich: "Ich hab doch hier nicht ganz umsonst drei Stunden in der Schlange gewartet" und kauft eben irgendwas anderes. Drei Stunden Warten vor den Geschäften ist übrigens nicht übertrieben. Manche Zelten sogar vor den Stores, um die richtig guten Angebote abstauben zu können. Im Zeitraum zwischen Thanksgiving und Anfang Januar werden 10 mal so viele Kreditkartenzahlungen gemacht wie im restlichen Jahr, zumindest ist das in Amerika so. Mittlerweile veranstalten manche Ketten in Deutschland auch schon einen Black Friday, habe ich gestern auf Instagram gesehen. So ein Ausmaß, wie das Ganze in Amerika hat, wird der Black Friday in Deutschland wahrscheinlich in den nächsten fünf Jahren aber noch nicht annehmen. 

Dienstag, 26. November 2013

Verfrühtes Thanksgiving Part 2 - Mal wieder verspätet

Wann immer ich schreibe "Morgen mehr" dürft ihr das nicht allzu ernst nehmen. Meistens gibt es dann eine Woche später eine Meldung. Dafür dann aber ohne lahme Ausreden á la "keine Zeit" oder "Schule stresst". Ich habe nämlich weder Stress in der Schule (man könnte behaupten, ich litte unter chronischer Unterforderung hier in der Schule) und Zeit hab ich auch mehr als genug. Allerdings verbringe ich diese liebend gerne mit völlig sinnlosen Dingen. Ich stalke unheimlich gerne die Profile mir wildfremder Menschen auf Instagram. Ich gucke mir gerne Work-Out-Videos auf Youtube an ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, vielleicht mal eine der vorgeführten Übungen mitzumachen. Seit Neustem höre ich mir Podcasts einer Radio Show mit Olli Schulz und Jan Böhmermann an und verbringe darum Ewigkeiten im Badezimmer, weil das eben der beste Ort zum Hörbücher-Hören ist. Man braucht kein Psychologe zu sein, um mitzukriegen, dass ich mit hier wirklich merkwürdige Angewohnheiten zulege.
Und dass ich absolut Technologie-abhängig bin. Wenn ich daran denke, dass vor 15 Jahren das Kontakt-Halten via Internet noch nahezu unmöglich war, dann komme ich mir beinahe verarscht vor, wenn mein Telefon aufleuchtet und mir sagt, dass Mama eine neue Nachricht in der Whatsapp-Gruppe "die drei Generationen-Elfen" mit Oma, ihr und mir geschrieben hat. Ich würde nicht ohne wollen. Aber in meinem Facebook-Posteingang türmen sich die Nachrichten, die es seit Tagen zu beantworten gilt. Und dafür fehlt mir dann och irgendwie die Zeit. Was mehr oder weniger heißen soll, dass ich einfach bequem bin und es deshalb Antworten nur im 2-Wochen-Takt gibt.
Ich setze heute wirklich viele Worte einfach mit Bindestrichen zusammen. Mal so als Feststellung am Rande, ehe es mir irgendjemand vorwerfen kann. Langsam sollte ich dann aber wirklich mal auf mein eigentliches Thema (Thanksgiving) zurückkommen.
AAAAAAAALSO. Ich habe mir Thanksgiving immer so wahnsinnig .. ich weiß auch nicht, irgendwie prunkvoll vorgestellt. Wie aber alles, was man als Europäer im Fernsehen sieht, ist das ein Klischee. Thanksgiving wird gefeiert. Das auf jeden Fall. Aber prunkvoll ist anders, wenn man bedenkt, dass ich in meiner Sport-Leggings und mit Kuschelsocken an den Füßen am Tisch saß. Sport-Leggings deshalb, weil der Bund so schön dehnbar ist. Ich war nämlich vorausschauend und hab mich für diese Beinbekleidung entschieden, als ich die 4 unterschiedlichen Kuchen gesehen habe, die es geben sollte. Ich hab früher immer geglaubt, dass man als Vegetarier automatisch schlank sein müsste. Dass die meisten Kuchen, Eissorten, Puddings und Gebäcke kein Fleisch enthalten, ist mir gar nicht aufgefallen. Hach, wie schön war das, als man noch naiv war.
Ich hab ehrlich gesagt gar nicht so viel Lust über mein Thanksgiving so viel zu schreiben. Wir hatten einen Truthahn, Ham (also gekochten Schinken vom Stück), Croissants, Kartoffelbrei und diverse Casseroles (das sind sowas wie Aufläufe) und dann neben Kuchen. Guter Kuchen. Wie man das so erwarten kann, habe ich mich mal wieder fürchterlich überfressen. Nach dem Thanksgiving-Lunch (ich glaube, normalerweise hat man ein Thanksgiving-Dinner) sind wir dann shoppen gefahren. Am Tag der Dankbarkeit war ich dankbar für das Geld, das Oma für mein gelungenes Zeugnis springen lassen hat. Das hat mir nämlich ein neues Paar Stiefel ermöglicht. Ich stehe jetzt schon vor der Frage, wie ich jemals all mein Zeugs nach Deutschland zurückschaffen soll. Ich weise nämlich gewisse Züge von Messihaftigkeit auf. Ich kann mich unheimlich schwer von Dingen trennen.
Langsam sollte ich dann wohl mal ins Bett gehen. Wir fahren morgen ziemlich früh nach Florida los. Darüber werde ich euch aber morgen dann während der Autofahrt berichten. Echt, ich mach das. Mein neustes Projekt wird ein sogenannter Vlog sein, eine Art Video-Tagebuch. Schnell und unkompliziert. So stelle ich mir das zumindest vor. Allerdings mangelt es mir an der nötigen technischen Ausrüstung. Ich hab nämlich feststellen müssen, dass das Mikrophon an meinem Laptop unheimlich schlecht ist und meine Webcam ist auch nicht gerade die beste. Mal sehen, wo es mich noch hinverschlägt.

Adiós, gute Nacht und bis morgen :)


Ich finds immer wieder klasse, meinen Blog mit verwackelten Handy-Aufnahmen zu füllen. Guckt man sich doch richtig gerne an. 
 

Unser Truthahn und Hostdaddy David mit hochkonzentriertem Gesicht am Schneiden. 


Thanksgiving vegetarisch. 

Samstag, 23. November 2013

Verfrühtes Thanksgiving Part I - eine viel zu lange Rückfahrt mit steifem Nacken und eingeschlafenen Füßen.



Ich hätte mich totärgern können darüber, dass ich meine Kamera zu Hause liegen lassen habe, weil ich dachte, ich bräuchte sie an einem so gewöhnlichen Wochenende bei Gigee ja eh nicht. Puh, das ist ja mal ein Schachtelsatz. Wer ihn verstanden hat, wird jetzt wahrscheinlich geschlussfolgert haben, dass es kein ganz gewöhnliches Wochenende im Haus meiner amerikanischen Großmutter war. Wir haben nämlich Thanksgiving gefeiert - 5 Tage zu früh. Ich war mir dessen allerdings nicht bewusst. Klar hätte ich darauf kommen können, wie haben ja schließlich vor einigen Wochen schon mal darüber gesprochen. Aber genau da liegt das Problem: Für mein verblödendes Amihirn ist ein paar Wochen schon eben viel zu lange her. Erst Donnerstag habe ich mit Paloma im Bus nach Hause gesessen und darüber sinniert, dass jetzt echt schon November ist. Anfang August scheint einerseits noch so nah, weil man sich an die nebensächlichsten Sachen erinnert, die sich ganz am Anfang desAustauschs ereignet haben. Und gleichzeitig scheint es so weit weg. Was sind dreieinhalb Monate (oder sind es viereinhalb? Ich komme ganz durcheinander. Wenn man von Anfang August bis Mitte November zählt, dann sind es viereinhalb. Aber vom mitzählen her könnte ich schwören, dass es erst dreieinhalb sind - ich bin verwirrt) für ein unheimlich länger Zeitraum, wenn man ihn durchlebt? Was kann sich nicht alles in dreieinhalb Monaten ändern?
 Wie man an meinem Beispiel ja sieht eine ganze Menge. Ich spreche fließend Englisch, ich verbringe wöchentlich an die acht Stunden in der Kirche, ich habe ein A+ in Mathe (ich!), gehe dreimal wöchentlich zum Kickboxtraining und habe trotzdem 8 Kilo zugenommen. Da hat sich ganz schön was getan. 
Eigentlich wollte ich diesmal gar nicht so viel schreiben. Ich hab letztens erst festgestellt, dass man als Leser viel lieber kurze Texte und viele Bilder haben möchte. Ich kann mich in Schriftsprache allerdings nie kurzfassen. Im Moment überkommt mich das Gefühl, dass mir die Zeit davon rennt. Ich kann gerade gar nicht sagen, wie viele Monate mir noch bleiben (ich bin immer noch verwirrt), aber hätten Mama und ich beschlossen, nur das fünfmonatige Austauschprogramm zu wählen, dann würde ich in zwei drei Wochen schon nach Hause fliegen. Da wäre meine Zeit in Amerika echt ganz schön kurz gewesen. Und auch irgendwie ganz schön durchwachsen. Tiefe Freundschaften habe ich hier noch nicht geschlossen. Und mal ehrlich: Ich bin ein Teenager, darauf kommt es für mich an ;) 
Jetzt bin ich von dem ursprünglichen Thema Thanksgiving nicht gerade unwesentlich abgewichen. 
 Wir haben unser Thanksgiving übrigens nur darum verfrüht gefeiert, weil wir am eigentlichen Thanksgiving Day in Century, Florida, sind auf einem Mission Trip mit der Kirche. 
Aber zu alledem schreibe ich morgen mehr, wir sind nämlich gerade nach einer dreistündigen Fahrt eeeendlich zu Hause angekommen. Ja, ich nenne es mein Zuhause. Aber mein Verständnis von dem Wort Zuhause ist immer ein bisschen konfus. In manchen Zusammenhängen ist mit zu Hause Columbus, Georgia, gemeint, in anderen Deutschland und in manchen Fällen auch einfach nur der Ort, wo ich die Nacht verbringen werde und so meine Zahnbürste auf mich wartet. 

Mittwoch, 13. November 2013

Mittwochs-Müdigkeit

Heute habe ich zum ersten Mal meine Übergangsjacke getragen. Ich wollte zuerst Winterjacke schreiben, aber für eine Winterjacke ist sie nicht dick genug und außerdem wäre eine Winterjacke bei unseren Temperaturen wirklich übertrieben. Auf dem Weg zu meinem klischeehaft gelben Schulbus war ich für meine  brandneue Übergangsjacke auch noch wirklich dankbar. Im Laufe des Tages wurde sie allerdings immer mehr zum Balast, weil ich bei 20 Grad Außentemperatur und Sonnenschein natürlich nicht mit Jacke rumlaufen wollte. Ich hab sie in meinem Spanisch-Klassenraum vergessen, bin zum Ende des vierten Blocks dann also nochmal hochgehechtet, hab meine Jacke geholt, bin zum meinem Schließfach gelaufen, hab festgestellt, dass ich immer noch nicht fähig bin, es ohne fremde Hilfe zu öffnen, hab meine Bücher auf den Boden geworfen und meine Jacke angezogen, um mehr tragen zu können. Zu Hause angekommen, hatte ich ein rotes Gesicht. Meine Jacke ist zu warm. Welch ein Tag.

3. Offenheit, obwohl man sich am liebsten in sein Schneckenhaus verziehen und nie wieder rauskommen würde
Auf manche Dinge im Leben muss man sich einfach einlassen können. Das ist mir zum ersten Mal richtig klar geworden, als ich mein Praktikum bei der Zeitung ablegte dieses Jahr im März. Alle um mich herum wussten mehr. Mehr über Journalismus, mehr übers Schreiben, mehr über das, was in der Welt (oder auch nur im Landkreis Goslar) vor sich geht und definitiv mehr vom Leben. Ich habe mich klein und hilflos gefühlt und irgendwie ziemlich untergraben. Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass man sich am leichtesten irgendwo einordnen kann, wenn man seine Umgebung beobachtet und dann einfach nachmacht.
 Nachäffen war auch hier mein Schlüssel zum Erfolg. Das Anpassen wird manchmal unterschätzt und als Charakterschwäche abgetan. Als etwas typisch Teenager-haftes und Pubertäres. Aber Beobachten ist etwas ganz Entscheidendes in einer neuen Umgebung. Amerikaner ticken anders als Deutsche. Sie sind offener und haben keine Angst davor, Autoritäten mal zu widersprechen, dumme Fragen in aller Öffentlichkeit zu stellen oder sich ganz einfach nicht zu verstecken. Viele Amerikaner sind extrovertiert. Was wir als nervig oder auch aufmerksamkeitsgeil bezeichnen würden, ist hier beinah normal und niemand scheut sich davor, seine Meinung ganz offen Preis zu geben.
 Was es hier allerdings kaum gibt, ist Mainstream oder Gruppenzwang. Abgesehen von Nike und Micheal Kors, zwei Marken, denen irgendwie alle hinterherlaufen. Was ich aber meine, ist was anderes. Bestes Beispiel sind Alkohol und Drogen. In Deutschland würden Teenager, die nicht trinken und es auch nicht wirklich mögen, sagen, dass sie auf Alkohol stehen. Man möchte dazugehören. Klar gibt es Ausnahmen. Aber meistens läuft es doch so oder nicht? Hier ist die Meinung gespalten. Durch den Einfluss der Kirche sind viele Jugendliche gegen Alkohol und Drogen. Wobei die Kirche nicht immer der einzige Faktor ist. Viele sind einfach ganz im Sinne der südstaatlichen Prohibition erzogen worden und vernünftig. Es wird entweder dem Alkohol ganz klar den Rücken zugekehrt oder man ist das andere Extrem. Diejenigen in der Schule, die trinken, haben auch gleich ein halbes Dutzend an Drogen schon mal getestet und erzählen auch gerne von ihren Erfahrungen.
 Sowas wie Mobbing oder Lästereien ist hier nicht ganz so ausgeprägt wie in Deutschland. Jeder kann mehr oder weniger tragen und machen, was er will. Die Schule ist groß genug, um mit jeder denkbaren Einstellung Freunde zu finden. Beim Lunch kommt das am deutlichsten zum Vorschein: Es ist nicht so, wie man es aus den Filmen kennt. Die Theater-Leute sitzen nicht ganz klar abgegrenzt von den Cheerleadern oder den Mathlethen. Aber eine gewisse Unterscheidung gibt es schon. Der zwölfte Jahrgang bleibt unter sich, die Kapitäne der Sportteams sitzen oft beieinander, die beliebten Kids suchen sich andere ihrer Art und die Schwarzen separieren sich meistens von den Weißen. Das hat nichts mit Rassismus zu tun, es ist eher so eine Sache mit dem Schwarzen Stolz. Sie fühlen sich irgendwie immer zueinander hingezogen, nennen sich gegenseitig Bruder und Schwester, auch wenn sie sich gar nicht kennen. Manchmal wünsche ich mir so einen Zusammenhalt unter den Weißen.
Besonders neue Dinge können in einer fremden Umgebung oft eine übertriebene Reaktion im Inneren hervorrufen. Es ist einfacher euphorisch oder glücklich zu werden. Kleinigkeiten können einem den Tag versüßen. Leute, die zum ersten Mal mit einem geredet haben und mit denen man sich gut verstanden hat, ein gutes Essen oder einen Film, den man im Unterricht gesehen hat, der ganz interessant war, Und vor allem ist man wegen der belanglosesten Sachen stolz auf sich selbst. Meistens ist es dann aber so, dass die Laune von nichts auf gleich umschwingen kann und das Kartenhaus bricht zusammen. Manche Dinge sind einfach so groß und einschüchternd oder widersächlich, dass man sich davor verschließen möchte. Es ist wichtig, gerade in solchen Situationen sich selbst Offenheit einzureden. An die Dinge mit Neugier statt mit Abneigung ranzugehen mag nicht immer leicht sein. Ich spiele da auf die Kirche an. Am Anfang habe ich mich manchmal sehr "gepusht'" gefühlt. Ich konnte mit Religion nicht viel anfangen, aber die Art, wie die Amerikaner damit umgehen hat mich neugierig gemacht, wenn gleich sie mich auch verwirrt hat. Irgendwann beginnt man die Eigenheiten der Kultur zu akzeptieren. Es braucht nur Zeit und ein bisschen Mut, sich fallen zu lassen.


Dienstag, 12. November 2013

Dienstags-Gedanken

Dienstag als ersten Tag der Schulwoche zu haben, fühlt sich definitiv nicht anders an als ein ganz gewöhnlicher Montag. Gestern war keine Schule, denn der 12. November ist in Amerika ein Feiertag, nämlich Veterens Day. Da werden also alle Soldaten geehrt, besonders die ehemaligen. Es gibt kostenlose Autowäschen für Mitglieder von Familien, in denen jemand gedient hat (Was meine Freundin Kala zu einem Freudentanz veranlasste), Paraden und sogar in den Gottesdiensten ist das Thema Staat und Armee zur Sprache gekommen. Wir hatten Sonntag sowas wie einen Gastredner, der die Sicht Gottes auf den Staat erklärt hat. Frag mich nicht, worum es dabei genau ging. Manches überfordert mich hier nämlich immer noch - und zwar nicht nur sprachlich. Die Kirche ist so ein wahnsinnig komplexes Ding, das kann ich noch nicht ganz erklären.
Den Veterens Day haben die Rathels damit verbracht, das ganze Haus weihnachtlich zu dekorieren. Ganz fertig sind wir aber immer noch nicht. Beziehungsweise nicht "wir", sondern eher Melanie und ihre Mutter. Die beiden haben die Oberhand darüber, dass unser Haus jetzt schon aussieht wie aus einem Werbeprospekt geklaut. Oder eher wie Mutter es kommentiert hat: "wie im Kaufhaus". Im Gegensatz zu den kitschigen bunten und billig aussehenden Lichtern, die ich von Amerika so erwartet habe, sieht unser Haus wirklich toll aus. Zwar sehr amerikanisch in der Ausgefallenheit der Dekorationen, aber trotzdem unheimlich schön. Demnächst werde ich mal Fotos hochladen. Allerdings muss ich dazu erstmal welche aufnehmen. Darum das Wörtchen "demnächst". Es ist übrigens nicht normal, Anfang November schon den Weihnachtsbaum stehen zu haben. Eigentlich wird das alles erst nach Thanksgiving gemacht, ergo Ende November. Aber dazu dann zum gegebenen Zeitpunkt mehr.
Jetzt erstmal Teil 2 der Dinge, die ich nach 100 Tagen (heute schon 101 Tagen) in Amerika festgestellt habe.

2. Dankbarkeit
100 Tage weit weg von zu Hause haben einen komischen Effekt auf die Art, wie man seine Heimat betrachtet. Irgendwer postet ein Bild aufgenommen vor den Türen eurer alten Schule und plötzlich geschieht das Unmögliche: Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen und ich anfange, den ehemals verhassten Ort zu vermissen. Ich war eigentlich nie ein totaler Schulhasser. Aber irgendwie ist das so im Kopf drin, dass Schule doof ist. Und der Umstand, dass man dafür auch noch so verdammt früh aufstehen muss, macht es nicht gerade besser. Dabei ist Schule eigentlich gar nicht so schlimm. Könnte man auf Tests, Klassenarbeiten, Klausuren, Projekte und Hausaufgaben verzichten, wäre es vielleicht sogar ganz in Ordnung. Aber Halt, damit würde ja die Grundidee verloren gehen. Trotzdem: Man sieht seine Freunde, guckt ab und zu mal einen Film, hat Freistunden, in denen man Kaffee trinken gehen kann oder beim Dönermann mal eben in 20 Minuten 1000 Kalorien verschlingt.
Die Schule zu vermissen ist nicht gerade eine Kleinigkeit. 7000 Kilometer Abstand schenken euch einen anderen Blickwinkel. Ich habe angefangen, die Fehler einzusehen, die ich in der Vergangenheit gemacht habe. Ich hab zu selten Danke gesagt, zu wenig Zeit mit meiner Familie verbracht und zu viel Zeit dafür mit anderen Sachen, die sich im Nachhinein als vollkommen wertlos herausstellen verglichen mit dem, was ihr aus der vielen Zeit in der Heimat hättet machen können. In meinen ersten Wochen konnte ich nicht über Mama reden ohne in Tränen auszubrechen. Das war eine Mischung aus Vermissen und Dankbarkeit. Daneben fehlen einem noch so banale Dinge wie richtig gutes Brot oder solche Sachen wie den Weg ins Badezimmer im Dunkeln zu finden ohne zu stolpern. All das hat sich mittlerweile eingependelt und ich habe Ersatz gefunden. Zumindest für genannte Banalitäten. Eine fehlende beste Freundin kann einem keiner so schnell ersetzen. Aber Amerika bietet einem mehr als genug Möglichkeiten, das Heimweh zu kompensieren. Ich habe gelernt, meine Zeit hier zu genießen und mittlerweile scheint mir eine Zukunft in den Südstaaten schon gar nicht mehr so ausgeschlossen. Was ich aber noch viel Wichtigeres gelernt habe, ist, dass es manchmal 7000 Kilometer braucht, um zu erkennen, wie gut man es doch hat und wie glücklich man sich schätzen kann. Dankbarkeit klingt abgedroschen und altbacken und viel zu sehr nach irgendwas Kirchlichem. Aber manchmal sagt die Kirche gar nicht mal so dumme Sachen. Und warum nicht einfach mal das würdigen, was einem alltäglich erscheint und man deswegen gar nicht mehr wahrnimmt?

Montag, 11. November 2013

"Destiny is for losers..

... it's just a stupid excuse to wait for things to happen instead of making them happen."
Von meinen ursprünglichen 297 Tagen in Amerika sind genau heute 100 rum. Welch ein Zufall. Ein Drittel meiner kostbaren Zeit in den Staaten. Mehr als 3 Monate. Ich könnte jetzt noch weiter dramatisch drumherum schreiben, aber ich glaube, die Botschaft ist angekommen. Ich bin gerade noch ein bisschen im Schockzustand. Klar habe ich einen groben Überblick - zeitlich gesehen - aber dieses Ereignis in meinem Kalender zu sehen, war doch eher merkwürdig. 
Mein obiges Zitat habe ich Blair Waldorff aus Gossip Girl geklaut. Das ist freakig. Aber es ist genau die Lektion, die ich lernen musste oder vielmehr noch dabei bin zu lernen. Ohne Mama, die in mein Schicksal eingegriffen hat, würde ich nicht um 2 Uhr morgens eurer Zeit auf meinem Kingsize Bett in Amerika liegen, heiße Schokolade mit Marshmallows trinken (nicht ohne schlechtes Gewissen) und über die vergangenen drei Monate reflektieren. Ich bin eher so der faule Typ. Mama ist diejenige, die die Dinge anpackt und nicht bloß darüber redet. Nicht umsonst ist sie mein Vorbild. Wäre Mama nicht in letzter Minute mit der Idee aufgekommen, ihre Tochter für ein Jahr ins Weite zu schicken, würde ich jetzt selig schlummernd in Wülperode in meinem Mini-Bett liegen, mich mit dem Oberstufenstress rumschlagen, vielleicht sogar schon einen Führerschein haben und meine Nachmittage trotz wartender Hausaufgaben lieber mit anderen (unwichtigeren) Dingen vertrödeln. In gewisser Weise war Amerika mein Weckruf. Ich habe mich in den vergangenen drei Monaten verändert. Und nach 100 vollendeten Tagen möchte ich darauf jetzt zurückblicken. 

1. Lektionen, die es auf die harte Tour zu lernen galt
Dieses erste Drittel war aufregend, verwirrend und vor allem tränenreich. Ich glaube, ich habe mit Ausnahme meiner ersten drei Lebensjahre noch nie so häufig geweint. Mein Anfang war nicht ganz leicht. Ich denke mal, so geht es jedem Austauschschüler zum Beginn des "größten Abenteuer deines Lebens". Ja, ein Abenteuer ist es definitiv. Aber nicht immer ist man dankbar dafür. Rausgerissen aus meinem gewohnten Umfeld und in ein neues Leben geworfen, habe ich zu allererst mal mein Selbstbewusstsein verloren. Das hat sich noch immer nicht ganz regeneriert und ich fühle mich extrem schnell unwohl und hilflos. Seitdem ich hier Freunde habe, wird es besser. Ich fühle mich nicht mehr so allein. Flüchtige Bekanntschaften sind ja schön und gut, aber irgendwie ist es nicht ganz das Wahre. Ich hab auf die harte Tour lernen müssen, dass man den ersten Schritt machen muss, wenn man neu ist zwischen Leuten, die nicht zwanghaft neue Bekanntschaften schließen müssen. Ich bin eher still in größeren Gruppen und ich brauche meine Zeit, mit Leuten warm zu werden. An manchen Tagen hab ich mich dann einfach gezwungen, auf Leute zuzugehen und sie irgendwas Banales zu fragen oder ihnen ein Kompliment zu machen. In den Nachrichten in der Schule sagen sie jeden Morgen "Making a great day - or not. The Choice is your's" und ich kann unseren Nachrichtensprechern nur Recht geben. Es ist alles eine Frage der Einstellung. Jeder hat sein Schicksal selbst in der Hand. Bla Bla Bla. Mein Trotz beweist nur, wie wahr diese Sprichwörter sind. An alle künftigen Austauschschüler: Ihr findet keine Freunde, indem ihr darauf wartet, dass die anderen auf euch zugehen, nur weil ihr neu seid und ganz offensichtlich Austauschschüler. Wenn ihr nichts zu sagen habt, hält deren Interesse für 2 Sekunden an und dann seid ihr langweilig. Viele eurer Gespräche werden sich um euer Heimatland drehen und ob ihr Amerika mögt. Das bietet sich nur an. Ihr müsst euch verkaufen. Aufgrund von mangelhaftem Englisch kommt man nicht so rüber, wie man es vielleicht in Deutschland tut. Wer eher sarkastisch ist, bekommt hier ein echtes Problem. Amerikaner sind vorsichtig im Umgang mit Sarkasmus. Und über eine Kultur, die man nicht kennt, sollte man besser keine Witze machen. Amis lieben es, Positives über ihr Land zu hören. Sie sind eben stolz. Redet nicht darüber, wie geschockt ihr von all den Übergewichtigen seid, die ihr durch die Gegend stampfen seht. Lasst nicht euren Frust über die nicht ganz so gute Schokolade raus und beschwert euch um Himmels Willen nicht über das Verhältnis der Amerikaner zu ihren Autos/dem Jagen/der Kirche/der Politik/Football/Abfall/Alabama/Bacon etc. Seid so positiv wie möglich und versucht auch wirklich, die Welt ein bisschen farbenfroher zu sehen. Es gibt eine Menge toller Sachen hier. So viele, dass ich an manchen Tagen mir schon mein zukünftiges Leben in Amerika ausmale. Enthusiasmus, viel mehr Möglichkeiten, ein Zimmer einzurichten oder zu dekorieren, 1000 Drive Throughs (bei uns Drive Ins genannt), unheimlich gute Pizza, offene Menschen, viel mehr Fächer, die man in der Schule belegen kann, günstige Marken und und und. Solche Kleinigkeiten helfen mir dabei, mich an den harten Tagen nicht nach Deutschland zurückzuwünschen. Meine Zeit hier ist kostbar - und nicht unendlich. So viel habe ich nach 100 Tagen dann auch gemerkt. 




Samstag, 2. November 2013

Was mich vor Neid erblassen lässt - Promotion

Als Hannah mir in ihrer ersten Mail an mich geschrieben hat, dass sie gerne singt, bin ich davon ausgegangen, dass das auf einem Niveau stattfindet mit dem, was ich unter der Dusche von mir gebe und als "singen" bezeichne. Ich hätte definitiv nicht gedacht, dass sie so gut ist. Hannah hat schon mehr Bühnenerfahrung als manch ein Ballermann-Star.
Wer weiß, ob ich sie irgendwann in näherer - oder fernerer - Zukunft auf den großen Bühnen rund um die Welt wiedersehen werde. Für die Talentshow ihrer Schule im Mai übt sie seit geraumer Zeit schon 22 von Taylor Swift ein. Was ich euch hier zeige, ist in der Kirche aufgenommen worden. Sowas wie das hier macht sie mit Links.



Wir fahren übrigens heute nicht nach Six Flags. Dafür dann aber nach Auburn in Alabama. Zum Shoppen natürlich. Wofür soll man denn sonst das Geburtstagsgeld verprassen? Ich brauche aber tatsächlich langsam eine Wintergardrobe. Wir haben hier morgens um halb acht immerhin nur noch 12 Grad Celsius. Mittags wird es dann aber meistens ziemlich warm und man kann im tshirt durch die Nachbarschaft laufen. Ich glaube, zurück in Deutschland wird mir dieses Wetter fehlen. 

Habt einen wunderbaren Tag :)